Archiv März » Austausch und Bibeltext 20. März

Puh, eine heftige Szene! Dem Feigenbaum wird jegliche weitere Frucht abgesprochen. In den meisten Bibeln ist die Szene überschrieben mit "Die Verfluchung des Feigenbaums". Aber es kommt noch schlimmer (oder besser?): Jesus jagt die Händler aus dem Tempel und wirft ihre Verkaufstische um. Die sind beladen mit Opfertieren, die die Gläubigen kaufen und in den Tempel bringen. Ein zwar rabiates aber deutliches Zeichen gegen jede Kommerzialisierung der Religion. Mit der Religion und dem Glauben sollt ihr keine Geschäfte machen.
Ich verstehe die Szene aber auch als Anfrage an meinen persönlichen Glauben: Manchmal gehen wir ja mit Gott so um: Ich engagiere mich, ich spende regelmäßig, ich bin "lieb", dann soll er mir doch gefälligst auch helfen, wenn es mir schlecht geht, wenn ich ihn brauche... Dann habe ich doch auch Anspruch darauf, dass er mir hilft... Nein, mit Gott ist kein Tauschhandel möglich. Aber ist das nicht ungerecht? Was meint ihr dazu?

Aus dem Tempel-Vorplatz ist ein Marktplatz geworden. Wo sich Menschen für eine Besinnung auf Gott einlassen sollen, herrscht Marktgeschrei. So geht das nicht, sagt Jesus. Er verweist auf die "Schrift" und handelt. Ich bin dankbar für unser "Gotteshaus", wo wir in Gemeinschaft Gottesdienste feiern, singen und beten und über Gottes Wort nachdenken können. (Jetzt auch im internet, tolle Idee!!) Das holt uns heraus aus den vielen Stimmen und Stimmungen des Alltags.
Als ich heute morgen unter unserem Feigenbaum im Garten saß, habe ich an diese Bibelstelle gedacht, die zunächst so unverständlich ist. Was kann denn der Baum dafür? Um sich verständlich zu machen, gebraucht Jesus viele Bilder und Gleichnisse. So, wie über den Baum, der Frucht verspricht, aber keine hat, oder wie sich auf dem Tempelplatz alles um Geschäfte dreht, brachte Jesus seinen Zorn zum Ausdruck. Zorn über ein äußerlich religiöses Leben, aber ohne eine innere Beziehung zu Gott. Wie leben wir heute unseren Glauben? Trägt er Früchte?

Vielen Dank für eure Gedanken! Ich könnte eigentlich den nächsten Predigttext hier einstellen. Predigtvorbereitung gemeinsam...

Mir ist grade eingefallen, dass der Zusammenhang, in dem die Szene steht, die letzten Tage Jesu in Jerusalem sind, in denen sich die Auseinandersetzung zwischen den Religionsführern und Jesus zuspitzt. Jerusalm gilt unter Auslegern als Symbol für religiöse Macht und Glanz und dann ist es auch der Ort, an dem Jesus feindlich begegnet wird und an dem er zum Tod verurteilt wird. Letztlich nur aus dem Grund, weil er Gottes bedingungslose Liebe zu allen Menschen gepredigt hat. Ich denke, dass die Verfluchung des Feigenbaums in diesem Kontext verständlich wird.